Moll Berczy

Moll-Berczy-Straße in Wallerstein .....

 

Ein Wallersteiner als Pionier in Kanada

J.A.U.Moll führte im Jahre 1792 zweihundert deutsche Siedler in den Norden Kanadas.

 

Ein bedeutender Sohn Wallersteins, lange vergessen, wurde erst in jüngster Zeit wiederentdeckt.

Johann Albrecht Ulrich Moll, in Kanada eine bekannte geschichtliche Persönlichkeit, wurde am 10.12.1744 als Sohn eines

"Wirklichen Hofrats" in Wallerstein geboren. Sein Vater stand, wie könnte es anders sein, im Dienste des Hauses Oettingen-Wallerstein und ging im Dezember 1745 als Botschaftsvertreter seiner Herrschaft nach Wien, wohin ihm seine Familie folgte. Es erscheint sicher, dass sein Sohn in Wien zur Schule ging. Ideen und Abenteuerlust bewirkten, dass der angehende Künstler Wien bald verließ, um sich einer diplomatischen Mission nach Polen anzuschließen. Dieser Entschluss hatte Folgen: Er geriet in kriegerische Auseinandersetzungen,

musste sich verborgen halten und geriet bei der Rückkehr in die Hände einer "Räuberbande", aufständischen und habsburgerfeindlichen Ungarn. In der Gefangenschaft entwickelte sich eine echte Freundschaft zu dem Betyarenführer, die beim Abschied durch Waffentausch

(das juwelengeschmückte Schwert des Ungarn gegen die Pistole Molls) besiegelt wurde. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Berczy,

die ungarische Abkürzung für Albrecht oder Albert, den J.A.U. Moll später, ergänzt durch den Vornamen William in Übersee geführt hat.

Seine Studien setzte er dann in Jena und Leipzig fort, unternahm weitere Reisen durch Polen, Ungarn, Deutschland und die Schweiz. Hierbei reiften sein künstlerisches Talent und die politischen Überzeugungen. Bedeutsam für seinen weiteren Lebensweg war die Begegnung mit Sir William Pulteney, dem späteren Earl of Bath. Er interessierte ihn für die Auswanderung nach Amerika. In seinem Auftrag reiste Berczy (so nannte sich J.A.U. Moll nun), nach Norddeutschland. Hier warb er 229 Siedlungswillige an und 1792 stach man von Hamburg aus mit der "Catharina" in See Richtung Neuengland. Berczy führte die Siedler unter unsäglichen Strapazen einen Indianerpfad eintlang nach Oberkanada. der Gouverneur überlies ihnen 64.000 Morgen Land gegen die Verpflichtung, eine Straße vom Ontariosee zum Simcoesee zu bauen. Im Spätherbst war die Verbindung zwischen den Seen notdürftig hergestellt. Aus der ersten Niederlassung der Deutschen erwuchs Markham Township, neben Fort York eine Urzelle der zweitgrößten kanadischen Stadt Toronto.

William Berczy oder J.A.U. Moll verstarb am 5.Februar1813. In seiner Wahlheimat ist er unvergessen und seinen Namen tragen Flüsse, Straßen und Schulen. Am 10. Dezember, dem Geburtstag des Landerschließers, wird der "Berczy-Day" gefeiert. In Wallerstein erinnert ein Gedenkstein und eine Moll-Berczy-Straße an den großen Sohn.